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Beruhige den Körper, dann beruhigt sich der Geist

Beruhige den Körper, dann beruhigt sich der Geist

Vielleicht kennst du das. Du hast ständig und anhaltende Schmerzen, fühlst dich müde, du kannst dich schlecht konzentrieren, bist leicht zu reizen und hast keine Lust auf Freizeit Aktivitäten oder dich überhaupt mit Menschen zu treffen. All das können Anzeichen dafür sein, dass du dich im Überlebensmodus befindest.

Wenn wir im Überlebensmodus, also im chronischen Stress sind, übernimmt unser Körper die Kontrolle. Er reagiert und funktioniert nur noch. Grundsätzlich ist das eine super Einrichtung, denn wenn wir tatsächlich in Gefahr geraten kann uns dieser Mechanismus das Leben retten. Allerdings sind wir im chronischen Stress nicht tatsächlich in Gefahr. Für unseren Körper fühlt es sich nur so an.

Was passiert bei (akutem) Stress im Körper?
(in diesem Beitrag möchte ich nur auf die Hormone eingehen. In Stress Situationen passiert natürlich noch mehr in unserem Körper)

Wenn wir im akut Stress sind schüttet unser Körper verschiedene, nützliche Hormone aus, um uns im Ernstfall zur Hochleistung zu bringen:
Adrenalin und Noradrenalin erhöhen den Blutzuckerspiegel, den Blutdruck, steigern die Herzfrequenz und weiten die Bronchien → Kampf oder Flucht Nutzen.

Kortisol steigert den Blutdruck, den Blutzuckerspiegel und hat Einfluss auf den Gehirnstoffwechsel → Kampf oder Flucht Nutzen, das Gehirn macht eine kleine Pause, der Körper übernimmt.

Wenn wir also in Gefahr sind, schüttet unser Körper alle diese nützlichen Hormone aus und wenn die Gefahr vorüber ist schüttet er DHEA (Dehydroepiandrosteron) den Gegenspieler zu Kortisol aus. Geist und Körper beruhigen sich und wir kommen wieder zur Ruhe. Stress Ende.

Was passiert bei chronischem Stress im Körper?

Im Dauerstress sind wir einer ständigen Kortisol Ausschüttung ausgesetzt und dürfen uns mit der kompletten Palette an Stress Symptomatik herum schlagen.

Ein ständig erhöhter Muskeltonus (besonders Schulter und Nacken), unser Herz schlägt auch in Ruhe Phasen schneller, wir atmen zu flach oder im schlimmsten Fall vergessen wir zu atmen, unser Blutzucker Spiegel ist ständig erhöht oder wir schwanken zwischen Über/Unter Zucker.

Und irgendwann hat sich alles so eingespielt, dass der Körper übernimmt und das Gehirn auf Sendepause stellt. Hier sind wir dann schon an dem Punkt, an dem Panikattacken möglich sind, wir uns mit unbegründeten Ängsten herumschlagen oder ein Burn Out vor der Tür steht. Rein mentale Entspannung kann hier also nur noch kurz, gar nicht oder nicht nachhaltig helfen. Wir müssen über den Körper gehen, um das Gehirn zu beruhigen und so in einen entspannten Zustand zu kommen.

Bevor ich jetzt weiter schreibe, möchte ich dich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es super wichtig ist anhaltende Symptomatik immer von einem/einer Arzt:in abklären zu lassen!

Was können wir also tun, um Stress zu reduzieren und zurück in einen entspannten Zustand zu kommen?

Schritt 1: Erkennen und akzeptieren

Der erste und wichtigste Schritt ist Symptomatik ärztlich abklären zu lassen und wenn dein/e Arzt/Ärztin Entwarnung gibt, also keine körperliche Ursache findet, dann werde dir darüber bewusst im chronischen Stress zu sein und versuche das erst einmal so anzunehmen.

Exkurs Psychosomatik
Wahrscheinlich wirst du zu hören bekommen: „Frau/Herr X, ihre Beschwerden sind psychosomatisch, haben sie viel Stress?“

Was ist Psychosomatisch?
Unter psychosomatischen Erkrankungen versteht man solche, deren Ursachen sich nicht oder nicht vollständig körperlich erklären lassen. Der Begriff Psychosomatik leitet sich aus den griechischen Wörtern „Psyche“ für Seele und „Soma“ für Körper ab.
Aber:
Du bildest dir deine Beschwerden (egal ob Kopfschmerzen, Magen/Darm Probleme, Herzrasen und viel mehr) nicht ein, sie sind da und sie sind real. Allerdings ist es so, dass hier Medikamente nur die Symptomatik etwas im Zaum halten, dich aber nicht heilen können.

Wichtig: Ohne Schritt 1, wirst du keine Veränderung bewirken können, auch wird keine mentale oder körperliche Entspannungsmethode nachhaltig wirken. Das erkennen und akzeptieren führt dazu, dass du dir deines Zustands bewusst wirst, dir Hilfe suchst und dich ab diesem Zeitpunkt gut um dich kümmerst. Erste Anzeichen für ein überlastetes Nervensystem findest du in diesem Beitrag.

Schritt 2: Entscheide dich für dich
Es ist eine Entscheidung, die du treffen darfst, dich gut um dich zu kümmern und alles dafür zu tun, um Stück für Stück dein Stress Level zu senken und Körper und somit Geist zu beruhigen.

Schritt 3: Bewege dich – aber sanft!
Sanfte Bewegung, mobilisieren, dehnen und kräftigen signalisieren dem Körper „Alles ok, wir sind nicht in Gefahr. Es geht uns gut, wir sind in Sicherheit“

Schritt 4: Atmen lernen
Lerne deine Atmung zu regulieren. Es gibt unterschiedliche Atem Techniken, die du anwenden kannst, um deinen Atemrhythmus zu vertiefen und zu regulieren. Eine gleichmäßige, ruhige und tiefe Atmung aktiviert deinen Parasympathikus und wird dich bei der Entspannung unterstützen. Schau gerne bei Anti Stress Tipp No. 3 rein, dort stelle ich dir 3 Techniken vor.

Schritt 5: Mentale Entspannungsmethode
Um dich optimal auf deinem Weg zu mehr Gelassenheit zu unterstützen suche dir eine mentale Entspannungsmethode wie zum Beispiel Autogenes Training, Yoga Nidra oder Meditation aus. Du kannst sie als Zusatz Komponente zu deinem körperlichen Training nutzen.

Schritt 6: eine Gewohnheit etablieren
Routinen und Gewohnheiten sind jetzt wichtig. Du könntest zum Beispiel einmal in der Woche einen Kurs besuchen, jeden Abend eine Tasse Tee trinken, am Morgen sanft dehnen, vor dem Schlafen eine Entspannung anhören. Es ist ganz dir überlassen wie du deine Routine gestaltest, wichtig ist nur, dass du sie über einen längeren Zeitraum (ca. 6 Monate und länger) bei behältst.

Schritt 7: Mindset
mach dir bewusst, das du Stress in deinem Körper nicht von heute auf morgen regulieren kannst. Gib dir Zeit. Akzeptiere, dass du eventuell Rückschritte machst, du dir aber sicher sein darfst, dass du auf dem richtigen Weg bist. Zu Anfang kann es auch sein, dass dein Körper erst einmal argwöhnisch reagiert, weil er es nicht mehr gewohnt ist zu entspannen. Du kannst dir das dann wie eine homöopathische Erstverschlimmerung vorstellen, und dir sicher sein, auch das geht vorbei.

Ich freue mich, wenn mein Artikel dir weiter hilft. Schau auch gerne mal auf meiner Seite Kurse vorbei, vielleicht findest du dort etwas das dich anspricht.

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